Aktuelles vom FKL und SFV-FSP

Fischereiverband des Kantons Luzern

Phosphat Management

27.06.2014 (Kolumne in der Neuen Luzerner Zeitung) Fischerinnen und Fischer kämpfen seit Jahrzehnten für intakte Gewässer. Dabei schauen sie über das „Fangchörbli“ hinaus. Unser Interesse gilt nicht nur dem Fischfang, sondern ganz generell den vitalen Lebensräumen im und am Wasser. Dazu gehören saubere Bäche, Flüssen und Seen. Wir Fischer wollen natürliche, intakte Gewässer. Und zwar in erster Priorität.

Aber  längst nicht jede Entwicklung ist zum voraus absehbar. Das trifft auf den Phosphatgehalt der Seen zu. Halten wir uns an die Fakten: Die Fangerträge für die Berufsfischer sind in mehreren Seen massiv  zurückgegangen, gar eingebrochen. Die beiden letzten Berufsfischer am Brienzersee haben gänzlich aufgegeben,  viele Berufsfischer am Vierwaldstättersee bangen um die Zukunft.  Allerdings sind nicht alle gleich betroffen. Im Sempachersee beispielsweise  hat es genügend Fische. Stark rückgängig ist die Fischpopulation in folgenden Gewässern;  Vierwaldstättersee, Bodensee, Brienzersee, Sarnersee, Walensee, Thurnersee und Lago de Maggiore. Ist diese Liste nicht lang und beängstigend?  

Halten wir uns an weitere Fakten: Die Nahrungskette der Fische ist leider empfindlich gestört. Der Mangel an Phosphat hat zur Folge, dass wenig Algen im See aufkommen und Algen sind die Nahrung für das Plankton wie zum Beispiel Wasserflöhe (Daphninen). Plankton aber ist die unverzichtbare Nahrung für Felchen und andere Friedfische. Oder anders gesagt:  Ohne Daphninen kriegen die Fische zu wenig zu essen, bleiben sehr klein oder können gar nicht überleben.

Wie soll das Problem gelöst werden? Sicher nicht, indem man im grossen Stil Phosphat in die Seen schüttet. Davon distanzieren wir uns in aller Form.  Patentrezepte für dieses anspruchsvolle Problem gibt es keine. Denkbar könnte folgender Weg sein: Gemäss Gewässerschutzgesetz gilt als oberster Grenzwert 30 mg/m3 Phosphorgehalt. Neu könnte auch ein unterer Grenzwert von 10 mg/m3 festgelegt werden. Wird dieser unterschritten, kann auf die Phosphatfällung in den ARAs verzichtet werden.  Das würde einem durchdachten, intelligenten Phosphatmanagement entsprechen.

Der Schweizerische Fischerei-Verband bildet im Moment eine Arbeitsgruppe mit den Kantonalverbänden aus den betroffenen Gebieten und mit Fachleuten. Die Arbeitsgruppe hat die schwierige Aufgabe, Lösungsstrategien zu entwickeln. Eine wirklich schwierige Aufgabe. Aber deshalb können wir nicht einfach die Augen verschliessen. Denn ein See ohne Fische, ohne Artenvielfalt und intakter Biodiversität – das will wohl niemand.

Franz Häfliger
Präsident Fischereiverband Kanton Luzern 

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